Bissendorfs Handballer: Ambitioniert, aber bodenständig

//von S. Nüße

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Foto: Moritz Frankenberg

Am 7. Februar steht für die Handballer des TV Bissendorf-Holte das Topspiel gegen Tabellenführer SV Beckdorf auf dem Spielplan. Damit es wirklich ein Spitzenduell der beiden besten Teams der Oberliga wird, darf Bissendorf zuvor zwei vermeintlich schwächere Gegner nicht auf die leichte Schulter nehmen. Deshalb warnt TVB-Trainer Pierre Limberg vor dem Liga-Auftakt am Wochenende vehement vor einem Höhenflug und setzt lieber auf Bodenständigkeit. Dabei hat der Trainer, dessen Vertrag im Sommer ausläuft, durchaus noch einiges vor in Bissendorf.

Am Sonntag (17.15 Uhr) ist die HSG Delmenhorst zu Gast, der Zwölfte und damit Drittletzte der Liga – und genau deshalb ein Fallstrick von besonderer Dicke. „Delmenhorst hat gegen die ersten Fünf der Liga immer nur knapp verloren“, sagt Limberg. „Das ist keine schlechte Mannschaft.“ Für den 40-Jährigen gehört es zur Spielvorbereitung, vor den Stärken des Gegners zu warnen. Das sei kein Understatement, sondern spiegele nur die Kräfteverhältnisse wider, betont Limberg: „Es gibt keine No-name-Mannschaft. Die Qualität in der Liga hat in den letzten Jahren immer weiter zugenommen. Das sagen auch andere Trainer.“

Bissendorf ist damit bislang gut zurechtgekommen. Der Tabellenzweite hat nur beim Spitzenreiter verloren und nach elf Siegen in zwölf Spielen fünf Punkte Vorsprung auf den Dritten Barnstorf/Diepholz. „Wir müssen uns das alles erspielen“, sagt Limberg. Wenn sich auch nur einmal der Schlendrian einschleicht, „dann haben wir gegen keine Mannschaft eine Chance“.

Limberg sagt das nicht, um zu kokettieren. Er meint es so. Und er weiß, wovon er spricht. Zwischen dem letzten Ligaspiel 2015 und dem Trainingsauftakt 2016 gönnte er sich und seiner Familie nur am 1. und 2. Weihnachtstag „handballfrei“. Limberg ist es nicht anders gewohnt. Während seiner Zeit als Profi, unter anderem in Hildesheim und Emsdetten, standen zwischen den Feiertagen regelmäßig Trainingseinheiten und Ligaspiele an. „Handball ist immer“ – so lautet sein Motto auch heute noch. Also nutzte er die ruhigeren Tage, um Statistiken auszuwerten und Videos anzuschauen. „Das war wichtig, denn wir machen noch genug Fehler“, sagt Limberg.

Am Anfang der Saison hatte er Ziele definiert. Das oberste: Effektiver verteidigen. „Tore haben wir immer genug geworfen. Knackpunkt war eher die Abwehr.“ Gänzlich sind die Ziele noch nicht erreicht, auch wenn es „ganz gut geklappt“ hat, den Gegnern nur 25 bis 28 Tore zu erlauben. Umso mehr schmerzt die einzige Saisonniederlage. Am zweiten Spieltag in Beckdorf warfen die Bissendorfer 31 Tore. „Das ist gut, das muss auswärts reichen zum Sieg. Der Rest muss hinten in der Abwehr kommen“, sagt Limberg. Aber der TVB ließ 34 Treffer zu und verlor. Es war, trotz allem sportlichen Ehrgeiz, kein Untergang für den Trainer: „Fehler dürfen wir machen als junge Mannschaft.“

In Limbergs Premierensaison 2013/14, damals zusammen mit Timo Ortmeyer in Verantwortung, wurde der TVB Dritter und verpasste am letzten Spieltag die Meisterschaft. Die Spielzeit darauf beendete der TVB als Siebter. Dennoch sagt Limberg: „Die Saison war gut.“ Denn mit Lukas Brüggemann (Rechtsaußen) und Linkshänder Timo Baune im Rückraum rechts erhielten zwei A-Jugendliche viel Einsatzzeit. „Davon profitieren wir dieses Jahr“, sagt der Trainer, der mit Fabian Rußwinkel und Lennart Friese bereits die nächsten beiden Talente in den Oberligakader einbaut. Angesichts der Jugendarbeit muss sich Limberg wenig Sorgen machen, dass das Konzept nicht greifen könnte: Statt auf alte Haudegen, die einst höherklassig spielten und ihre Karriere in unteren Ligen ausklingen lassen, setzt er auf junge Eigengewächse.

Gleichwohl sind auch Erfahrung und punktuelle Verstärkungen gefragt: Louis Kamp und Matthias Reiser kamen 2013, in diesem Sommer stießen Torwart Colin Räbiger und Ex-Profi Stefan Thünemann hinzu. „Jetzt sind wir auf dem Niveau, dass wir immer unter den ersten fünf bis sieben mitspielen können“, ist Limberg mit der Aufbauarbeit zufrieden. Allerdings bleibt die Bissendorfer Entwicklung nicht unbemerkt. „Auch andere Vereine sehen, was hier passiert. Wir müssen den Spielern etwas bieten“, sagt Limberg, dessen Vertrag im Sommer ausläuft. In den Gesprächen über eine mögliche Verlängerung wird es auch darum gehen, welche Perspektiven sich bieten. „Ich bin jemand, der immer mehr will“, sagt Limberg. In Bissendorf und dem Umland sieht er Potenzial und ist überzeugt: „2. Liga kann man hier bestimmt spielen.“

Dafür müsste der TVB den Aufstieg in die 3. Liga ins Visier nehmen – mit der notwendigen inneren Überzeugung und den finanziellen Mitteln im Rücken. Und dann müsste es auch sportlich reichen. Ob diese Saison noch etwas möglich ist gegen Tabellenführer Beckdorf, der bislang alle Spiele gewonnen hat und nach dem Abstieg aus der 3. Liga unbedingt zurück will? In Sachen Erfahrung sei der SV „zwei, drei Schritte weiter als wir“, sagt Limberg, aber davon will sich der TVB nicht ablenken lassen. Zunächst stehen ja noch zwei Spiele an. „Delmenhorst ist nicht zu unterschätzen und auch in Elsfleth kann man verlieren. Über was wollen wir uns dann noch unterhalten?“ Das wird Limberg in seiner direkten Art auch der Mannschaft klarmachen, die am Wochenende zeigen kann, wie reif sie ist.

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung vom 13.01.2016

Foto: Moritz Frankenberg (moritzfrankenberg.de)

Infos zum Spiel

Oberliga Männer Nordsee

TV Bissendorf-Holte

HSG Delmenhorst

31:22

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