Bissendorfs Handballer haben gegen Aurich das Spiel lange im Griff, können aber erneut nicht gewinnen
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In der Schlussphase die alten Fehler
Gesenkte Häupter auf dem Feld, aber aufmunternder Applaus von der Tribüne: Die Handballer des TV Bissendorf-Holte haben einmal mehr den zweiten Drittliga-Saisonsieg verpasst und obendrein gegen den Tabellendritten OHV Aurich beim 27:29 (12:14) knapp die ersten Punkte vor heimischem Publikum verschenkt.
In der entscheidenden Phase zeigte das Team von Trainer Jan Thaler wie schon öfter in dieser Spielzeit Nerven und kassierte im 16. Spiel die 15. Niederlage. Dennoch präsentierten sich die Bissendorfer mit Hendrik Peters als großem Rückhalt im Tor und einem starken Fabian Rußwinkel in ansteigender Form.
Die letzten zehn Minuten eines Spiels sind bereits berüchtigt. Schon mehrfach hatte der TVB einen Sieg vor Augen, schon mehrfach gab er in der Schlussphase die Partie noch aus der Hand. So auch am Samstagabend vor 135 Zuschauern: Die Gastgeber führten nach spannendem Spielverlauf trotz eines zwischenzeitlichen Rückstands von 14:18 (34. Minute) mittlerweile mit 24:22. Bissendorfs Marius Kluwe kassierte eine Zwei-Minuten-Strafe, das Thaler-Team überstand aber auch diese heikle Situation und behauptete seinen Zwei-Tore-Vorsprung (26:24, 53.).
Dann jedoch flatterten beim TVB aus dem Nichts die Nerven: Der Tabellendritte aus Ostfriesland blieb unter Druck cool, sorgte für den Ausgleich und übernahm die Führung (27:26, 57.). Julian Jenner war zuvor an Aurichs Torwart gescheitert, Fabian Rußwinkel feuerte einen Schlagwurf weit über das Tor, dazu ein Auricher Tempogegenstoß – drei erfolglose Angriffe, drei Gegentore in Folge. Als Levin Zare einen Siebenmeter verwarf, ahnten alle den Spielausgang. Acht Sekunden vor dem Ende sorgten die Gäste mit dem 29:27 für Gewissheit.
Bissendorfs Trainer Thaler rang nach dem Krimi um die richtigen Worte. „Dass man irgendwo verkrampft ist, wenn man so lange ohne Sieg ist, das ist eine Kopfsache. Ich kann den Jungs trotzdem überhaupt keinen Vorwurf machen. Die haben wieder überragend gekämpft“, sagte der Trainer, dessen Team sich als echte Einheit präsentierte.
Auf der Bank fieberten die Reservespieler emotional mit, was den Coach stolz machte. „Wir sind nach einen Vier-Tore-Rückstand zurückgekommen. Die Einstellung bei allen nach dieser Negativserie ist ganz groß“, sagte er.
Ein starker Rückhalt war Torwart Peters, der hinter einer verbesserten Abwehr alleine vor der Pause acht Würfe parierte. Bissendorf spielte im Angriff phasenweise variabler als in der Anfangsphase der Saison. Thaler reagierte zudem in der Deckung auf Schwachstellen mit Personal- und Taktikwechseln. „Wir sind in einem Strudel drin, da müssen wir irgendwie rauskommen“, beschrieb Peters die Lage. „Es war ein gutes Spiel, aber am Ende haben wir wieder verloren. In der 50. Minute denkt jeder: Es geht wieder von vorne los. Wir haben Angst, Fehler zu machen, und dann passieren die Fehler.“
Bissendorf fehlt als Drittligaaufsteiger die Erfahrung, die andere Teams haben. Bei Aurich war der kroatische Rückraum-Riese Petar Puljic (sieben Tore), ein ehemaliger Zweitliga-Torschützenkönig, schwer zu kontrollieren. Mit Edgars Kuks fehlte obendrein ein lettischer Nationaltorwart, der wegen WM-Qualifikationsspielen unterwegs war – ein Beweis für die unterschiedliche Herangehensweise der Clubs in der 3. Liga.
Bissendorf: Peters, Hemken to Krax – F. Rußwinkel 9 Tore, Zare 7, Jenner 3, Kluwe 3, C. Rußwinkel 2, Brack 1, L. Brüggemann 1, Grass 1, Bormann, S. Brüggemann, Kastner, Schuering, Seger.
Autor: Peter Vorberg