Jeder Punkt ist wie die Meisterschaft
//
Die Handballer des TV Bissendorf-Holte haben als Aufsteiger in der 3. Liga ihre Probleme und liegen mit nur einem Sieg und 15 Niederlagen auf dem letzten Platz der Hauptrundengruppe B. Dennoch besteht weiter eine Chance, die Klasse zu halten. Über die Entwicklung des Teams und die Hoffnungen auf die Abstiegsrunde spricht Bissendorfs sportlicher Leiter Jürgen Brüggemann im Interview.
Herr Brüggemann, der TV Bissendorf-Holte ist Tabellenletzter. Mit wie viel Motivation gehen Sie als Verantwortlicher noch zu den Spielen?
Ich bin trotzdem positiv gestimmt. In den letzten Spielen gegen Hamm und gegen Aurich hat unsere Mannschaft richtig gute Leistungen gezeigt, und wir waren 50 bis 55 Minuten die bessere Mannschaft. Am Ende hat uns ein bisschen das Wurfglück verlassen. Ich kann unserem Team als Ganzem, auch dem Trainerstab, überhaupt keinen Vorwurf machen. Das waren zwei absolute Spitzenteams der 3. Liga, und wir waren auf Augenhöhe. Die Mannschaft ist voll intakt.
Der TVB wirkt variabler in Angriff und Abwehr als noch zu Beginn der Saison – ein richtiger Eindruck?
Das stimmt! Das Trainerteam hat die ersten Saisoneindrücke verarbeitet. Die Ansprüche in der 3. Liga sind halt ganz andere als in der Oberliga. Man muss auch mal den Leistungsträgern eine Pause zum Luftholen geben, damit sie danach wieder abliefern können. Ich denke, nach vier, fünf Monaten sind wir jetzt angekommen.
Hat der Verein die Aufgabe vielleicht doch etwas unterschätzt, obwohl vorher klar war, wie es laufen könnte?
Eigentlich nicht. Intern haben wir gleich gesagt: jeder Punkt ist wie die Meisterschaft. Wir sind sehr spät Ende Juni aufgestiegen, konnten nichts mehr nachverpflichten – und wenn ja, dann teure ausländische Spieler, die hier in Bissendorf von der Struktur her nicht reinpassen. Das ist nicht unser Weg, bei uns gehen alle einem Job nach oder studieren. Wir trainieren dreimal, andere unter Profibedingungen sechsmal.
Welche neuen Rahmenbedingungen mussten Sie in der 3. Liga erfüllen? Gab es Überraschungen?
Du musst das Management in so einer Liga anders aufstellen. Das passen wir zukünftig an. Andere haben Hauptamtliche für viele Dinge, wir versuchen die Organisation aus dem Verein heraus zu stemmen. Ich werde zukünftig etwas entlastet, um mich noch besser um die Administration und das Sponsoring zu kümmern. Ganz neu ist, dass von den Spielen auf sportdeutschland.tv ein Livestream Pflicht ist. Deshalb mussten wir in Kürze ein Team auf die Beine stellen. Uns ist dies aber gelungen. Im Nachklang müssen die Partien zusätzlich auf einem Portal hochgeladen werden.
Wie geht es sportlich weiter?
Wir wollen gucken, dass wir in den letzten sechs Spielen der Vorrunde noch den ein oder anderen Sieg abfeiern. Mit einem Team aus unserer Liga gehen wir ja gemeinsam in die Abstiegsrunde. Das könnte Habenhausen sein, gegen die wir im Rückspiel noch zwei Punkte holen können. Wir spielen auch noch mal gegen Altenhagen-Heepen, gegen die wir das Hinspiel gewonnen haben. Sollten die mit uns in die Abstiegsrunde kommen und wir gewinnen erneut, hätten wir zum Start 4:0 Punkte. Das wäre natürlich ein „Burner“.
Wie groß schätzen Sie tatsächlich die Chance ein, dass der TVB den Klassenerhalt schafft? Von den sechs Teams in der Abstiegsrunde steigen dann ja noch mal vier ab...
Wir werden alles daransetzen, dass wir das sportlich irgendwie wuppen. Andererseits muss man wissen, dass die ersten Vereine ganz arge wirtschaftliche Schwierigkeiten haben. Corona macht es allen wirklich richtig schwer, besonders die vielen Maßnahmen in puncto Zuschauerbegrenzung. Der Leichlinger TV aus der D-Staffel hat sich bereits zurückgezogen. Wenn etliche weitere Mannschaften nach der Saison den freiwilligen Rückzug antreten, stehen wir als wirtschaftlich gesunder Verein natürlich Gewehr bei Fuß.
Autor: Peter Vorberg