Punktspiele durch nichts zu ersetzen
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Von klein auf spielt Christian Rußwinkel (25) im TV Bissendorf ambitioniert Handball. Der Kapitän des Oberligakaders spricht in unserer Interviewreihe aus persönlicher und sportlicher Sicht über seinen Umgang mit der Corona-Krise.
Wie sehr nerven Sie die Corona-Beschränkungen?
Anfangs ging es, das Virus war neu, und man gewöhnte sich an die Vorsichtsmaßnahmen. Doch nun empfinde ich es als immer ärgerlicher. Ich wohne seit einem Jahr mit meiner Freundin Inga zusammen, wir haben unsere Kontakte weitgehend eingestellt. Selbst die Familie sehe ich nur selten. Mit meinem jüngeren Bruder Fabian zocke ich ab und an Playstation. Aber abends denke ich immer häufiger: Was stelle ich nun Nettes an? Meine Eltern hatten mich mit drei oder vier Jahren erstmals zum Sport im TVB mitgenommen. Ich kann mich nicht daran gewöhnen, dass der Vereinssport ausfällt.
In den vergangenen zwölf Monaten konnten Sie nur zwölf Punktspiele absolvieren. Wie sehr fehlt Ihnen der Mannschaftssport?
Ich vermisse den Handball und die Jungs schon stark. Ich hatte zwar schon mal eine gut einjährige Pause nach einem Kreuzbandriss, aber damals war ich bei den Heim- und Auswärtsspielen trotzdem noch nah dran. Ich finde die Situation schwierig. Anfangs hatten wir noch über Whatsapp Aufgaben für die Fitness bekommen, mittlerweile macht jeder sein Ding – jeder weiß auch am besten, was ihm guttut und kennt die Übungen. Neben den beiden Läufen pro Woche, die jeder bestreitet, mache ich Workouts mit meiner Freundin. Doch das Training mit den Mitspielern, das Messen mit Gegnern vor Zuschauern um Punkte – das ist nicht zu ersetzen.
Sollte es nach dem Saisonabbruch zwei Drittliga-Aufsteiger geben, hat der TVB Interesse an den Qualifikationsspielen angemeldet. Wie sehr würde Sie die 3. Liga als Neuland reizen?
Keine Frage, ich hätte Lust auf ein, zwei, drei Jahre in der 3. Liga – am liebsten natürlich in Bissendorf. Ich fände es einfach klasse, wenn es zu diesen Spielen käme. Gerade mit und für unser junges Team – die Jungs werden körperlich immer stärker und erfahrener und sind noch längst nicht am Ende ihrer Entwicklung.
Und wenn es keine Aufsteiger und Qualifikationsspiele gibt?
Dann hoffe ich, dass die kommende Saison nicht erst wieder im Oktober, sondern möglichst früh im September startet. Die Pause war lange genug. Wenn es mit den Impfungen bald besser läuft, sollte dieses möglich sein.
Autor: Christian Detloff