Trainer Steffen Brüggemann im Interview nach der Oberligasaison
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20:0 Punkte am Ende waren ein Brett
Die Handballer des TV Bissendorf-Holte haben die Saison als Tabellendritter in der Oberliga-Niedersachsen der Männer abgeschlossen. Im Interview spricht der 32-jährige Steffen Brüggemann nach seiner ersten Saison als Chefcoach über seine Eindrücke aus den vergangenen Monaten, über einen möglichen Staffelwechsel und die demnächst bevorstehende Regionalliga-Qualifikation.
Herr Brüggemann, wenn man sich die Augenblicke nach dem abschließenden 34:22 in der Bissendorfer Halle ins Gedächtnis zurückruft, fallen einem große Emotionen ein. War es für alle ein schöner Abschluss?
Absolut. Wir sind noch Dritter geworden und konnten so einigen einen super Abschied ermöglichen. Man denke an Simon Mayer und Lukas Brüggemann, die hier schon in der Jugend gespielt haben. Ich kenne das noch selber aus dem letzten Jahr, wie sich das anfühlt aufzuhören. Alle haben viel Spielzeit bekommen, und so kann man die Zeit in Bissendorf in besonders guter Erinnerung behalten.
Mit Platz drei ist das Mindestsaisonziel erreicht. Haben Sie aber insgeheim doch ganz nach oben geschielt Richtung Rückkehr 3. Liga?
Wir haben auf jeden Fall nach oben geschielt. Es war aber keine leichte Saison für uns mit dem Staffelwechsel. Die Oberliga Niedersachsen kannten wir nicht, und wir hatten Probleme, in die Saison zu kommen. Zu Hause haben wir gut gespielt, auswärts mussten wir uns umstellen. Dazu kamen Verletzungsprobleme. In der Hinserie hat das gewisse Selbstverständnis gefehlt. Aber mit Beginn dieses Jahres haben wir uns freigekämpft. Die 20:0 Punkte am Schluss waren ein Brett. Die Jungs haben mit einem tollen Charakter super durchgezogen. Darauf können wir in der nächsten Saison aufbauen.
Einige Spieler haben in den letzten Monaten einen Leistungssprung gemacht. Sind Sie als Trainer stolz über diese Entwicklung?
Das stimmt. Dennis Bormann ist so jemand: Er ist super sicher vor dem Tor geworden und war immer aufmerksam in der Abwehr. Lukas Tamms hat nach seinem Wechsel aus Emsdetten keine große Anlaufzeit gebraucht. Den kann ich überall hinstellen. Auch emotional zieht er das Team mit. Schön, dass Lukas bleibt, er ist erst Anfang 20, und von ihm kann man noch eine Menge erwarten. Insgesamt waren wir als Mannschaft variabler im Angriff und konnten mehrere Abwehrsysteme spielen.
Blicken wir auf die nächste Saison, da wird es eine Regionalliga-Qualifikation geben. Die beiden Oberligen werden 2024/25 in der Regionalliga zusammengelegt. Der sechste Platz wird so ein absolutes Muss werden, stimmt’s?
Das ist richtig, das wollen wir auf Biegen und Brechen hinkriegen. Genial wäre natürlich, wenn man als Meister quasi zwei Ligen aufsteigen könnte in die 3. Liga. Dafür muss aber erst mal eine harte, lange Saison gespielt werden, und wir müssen schauen, in welche Oberligastaffel wir eingereiht werden. Dennoch brauchen wir, egal wo, uns in keiner Liga verstecken.
Wovon hängt das ab, ob ihr wieder in die Liga Nordsee kommt?
Es wird in Niedersachsen noch der zweite Aufsteiger in die 3. Liga ausgespielt. Fredenbeck als Meister der Oberliga Nordsee ist als Aufsteiger fix. Großburgwedel bei uns als Meister hat abgelehnt. Und jetzt kommt es zum Relegationsduell Großenheidorn gegen Cloppenburg. Sollte Cloppenburg gewinnen, würde in der Nordseestaffel ein Platz frei werden, der aufgefüllt werden müsste, möglicherweise mit uns. Mitte Juni werden wir mehr sagen können.
Was wäre Ihnen denn am liebsten?
Die Nordseestaffel, da gibt es mehr bekannte Gesichter. Ein Louis Kamp spielt in Varel, der ist mein Trauzeuge. Simon Mayer wechselt nach Oldenburg. Die Niedersachsen-Staffel, wo wir jetzt drin waren, ist durch die Hannoveraner Vereine qualitativ breiter aufgestellt. Die ist echt stark, man kann überall verlieren. Aber eigentlich ist es mir egal, weil wir eh keinen Einfluss darauf haben.
Ihre erste Saison als Trainer liegt hinter Ihnen. Welche Schlüsse haben Sie gezogen?
Ich bereue es auf keinen Fall, so früh Trainer geworden zu sein. Ich wollte aufhören, ohne mich vom Feld tragen zu lassen. Es hat sich letztes Jahr richtig angefühlt. Die Mannschaft war mir gegenüber dankbar, da die Spieler mich kannten. Und ich kannte die Psyche der Spieler gut, wie ich sie anpacken muss. Was die Spiele betrifft, kann man sicherlich mit mehr Routine manchmal anders oder besser reagieren, das wird noch kommen. Insgesamt bin ich mit meiner ersten Saison zufrieden. Meine Mannschaft hat die neuen Akzente, die ich gesetzt habe, gut angenommen. Und wir haben das verfeinert, worin wir schon gut waren.
Autor: Peter Vorberg